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5. Tag

Am nächsten Morgen blies ein warmer, jedoch starker Wind, der die Luft schwer zu atmen machte. Hungrig und mißmutig machten sie sich auf den Weg. Das Wasser, das ihnen am Tag zuvor zuviel war, fehlte ihnen jetzt. Lena wünschte sich nichts sehnlichster als sich zu waschen, von Iss, der den feuchten Sumpf gewöhnt war ganz zu schweigen. Nach einer kurzen Zeit im heißen Wind kam dazu noch brennender Durst hinzu und ihre Kehlen waren völlig ausgetrocknet. Selbst Soto war die Lust am Springen und Rennen vergangen. Die Vegetation der Ebene ließ nicht auf Quellen und Wasser schließen. Ein paar verkrüppelte Bäume mit trockenen Blättern und braune, im Wind raschelnde Grasbüschel waren alles, soweit das Auge reichte. Der Berg flimmerte in der Ferne und schien sich mit jedem Schritt, den sie darauf zu machten um zwei Schritte zu entfernen.

 

Ihre Stimmung sank weiter und Lena war verzweifelt. Übermorgen ist Mittwinter und dieser Berg scheint noch genauso weit entfernt wie am Anfang unserer Reise. Wir laufen von einer Katastrophe in die nächste ohne unserem Ziel auch nur ein Stückchen näher zu kommen! Es ist sinnlos!" Die anderen starrten betreten auf den Boden. Niemand sagte etwas. Lena hatte ausgesprochen, was sie alle dachten. Trotzdem gingen sie weiter. So hoffnungslos die Lage auch schien, sie wollten nicht aufgeben, noch nicht. Sie dachten an all die Schwierigkeiten, die sie bisher bewältigt hatten und das gab ihnen Mut und auch wieder ein bißchen Hoffnung, daß sie es doch noch irgendwie schaffen könnten. Hilfe kam so unerwartet und so ungewöhnlich, wie ihre Gruppe und ihr Ziel war.

 

Ein starker Windstoß wehte Soto etwas ins Gesicht, das beim Aufprall einen entsetzten Schrei von sich gab. Was ist denn das?", rief der erschrockene Soto. Frühsstück", meinte der hungrige Iss. Lena sah ihn böse an und beugte sich zu dem Geschöpf herunter. Es sah aus wie ein kleines Mädchen, war jedoch nicht größer als Lenas Hand. Noch einmal diese Länge hatten ihre Haare, die nach oben wegstanden und aussahen wie die Schirmchen bei den Samen der Pusteblume. Vorsichtig hob Lena das Wesen auf Es schien nicht ernstlich verletzt zu sein und sah Lena bitterböse an. Hallo", sagte Lena. Hast du dir wehgetan? Geht es dir gut?" Gutgehen?", motzte das Wesen. Knall du doch mal gegen so einen

Felsbrocken und werd von diesem Sumpfmonster als Frühstück deklariert!" Damit hatte sie sowohl Soto als auch Iss ernsthaft beleidigt. Wer ist hier ein Felsbrocken du, du, du Feenverschnitt!" Ehe Lena es richtig bemerkte war ein Streit im Gange. Feenverschnitt? Ich bin eine echte Windfee, du baumloser Waldgeist!" Die beiden schienen sich zu kennen. Lern du erst mal fliegen, dann sehen wir weiter!" Langsam wurde es Lena zu bunt. Ruhe! Alle miteinander! Ich weiß zwar nicht wer du bist und was du und Soto miteinander habt", meinte sie zur Fee, aber ich habe weder Zeit noch Lust hier zu streiten. Also reißt euch am Riemen und zwar alle beide!"

 

Die beiden sahen sie entsetzt an. Aber, aber Lena", stotterte Soto Tut mir leid", meinte die Fee. Lena holte tief Luft. Schön!", meinte sie. Also, wer bist du?" Ich bin Mahni, eine Windfee, sagte sie und warf Soto böse Blicke zu. Also ich bin Lena, das ist Iss, bei weitem kein Ungeheuer, Soto scheinst du ja bereits zu kennen und das ist Sitan. Vielleicht kannst du uns helfen. Wir sind hungrig und durstig und müssen zu dem Berg da." Man sah Lena an, daß sie sich nur mit Mühe beherrschen konnte. Die Erwähnung des Berges ließ die Fee erbleichen. Warum?" Lena verlor beinah die Beherrschung. Warum? Weil wir seit gestern nichts gegessen und getrunken haben! Darum!" Das meinte ich gar nicht.", sagte die Fee beschwichtigend. Ich meinte, warum ihr zum Berg geht. Dort lebt Sosterat, der Grausame." Die letzten Worte waren nurnoch geflüstert, als hätte sie Angst, gehört zu werden. Wir wollen Sosterat aufhalten", seufzte Lena, damit er nicht noch mehr Unheil anrichtet." Ihn aufhalten? Wie wollt ihr das schaffen?" Wir wissen es noch nicht. Im Moment wissen wir noch nicht einmal, wie wir es schaffen sollen hinkommen", antwortete Lena bitter. Vielleicht", flüsterte die Fee, vielleicht kann ich euch helfen. Zumindest zum Berg zu kommen. Hier ganz in der Nähe ist unsere Oase, aus der mich der Wind weggetragen hat. Von dort aus ist es nicht mehr weit bis zum Berg. Folgt mir!" Sie sprang von Lenas Hand in die Luft, wo sie zu deren Verwunderung ungeachtet des Winds ruhig stehenblieb.

 

Soto war über die Vorstellung, der Fee zu folgen nicht sehr begeistert, aber ein Blick auf Lenas Gesicht machte ihm klar, daß diese der Fee folgen würde und er von ihr aus hier stehenbleiben und warten konnte, bis sie wieder zurück kam. So ging er zusammen mit Iss hinter Lena her, die der Fee folgte. Woher kennsst du diesse Fee?", wollte Iss wissen. Sie hatte sich mal im Nirgendswald verirrt und alles durcheinander gebracht. Ich hatte eine Heidenarbeit, bis ich sie wieder los war", meinte er und ein Grinsen auf seinem Gesicht verriet, daß die Fee nicht ganz freiwillig gegangen war. Im Stillen befürchtete er jedoch, daß es ihm nun im Reich der Fee ähnlich ergehen würde. Nur eine kleines Stück weg von dem Ort, an dem sie die Fee getroffen hatten, aber zwischen den Hügeln so verborgen, daß sie ohne es zu

merken daran vorbeigelaufen wären, lag die Oase der Feen.

 

Es war eine große Wiese mit langem seidigem Gras in deren Mitte ein kleiner, von Bäumen umstandener Teich lag. Das Wasser im Teich glitzerte grün, wie ein geschliffener Smaragd, in dessen Facetten sich das Sonnenlicht brach. Am Rande des Teiches sprudelte, einem Geisir gleich eine Quelle, die den Teich und die Oase mit Wasser versorgte. Im Teich schwammen Fische, die bunter und formenprächtiger waren, als alle Korallenfische der Erde zusammen. Manche funkelten wie ein Regenbogen, andere wiesen alle Schattierungen von blau oder rot in ihren ihrem Schuppenkleid auf. Ihre Flossen waren lang und seidig und ihr Schwimmen glich einem einzigen großen Tanz zu einer unhörbaren Wassermusik. Soto konnte seinen Blick nicht von den Bäumen losreißen. Sie waren hoch und kräftig, ihre Rinde glitzerte silbern und ihre Blätter waren von rot über gelb bis grün gefärbt. Im ihren Kronen sangen kleine, weiße Vögel, schöner noch als Nachtigallen. Das schönste waren jedoch die Feen. Sie tanzten und flogen auf der Wiese herum, von der Größe Mahnis bis zur Größe Sotos, jedoch wesentlich zierlicher. Sie kamen auf die Wanderer zu, die schmutzig und erstaunt vor soviel Schönheit am Rande der Oase stehengeblieben waren.

 

Nach einer kurzen Erklärung Mahnis in einer ihnen fremden, schön und seltsam klingenden Sprache begrüßten die Feen sie freundlich und brachten sie zum Teich. Lena genoß es, in dem klaren Wasser, das sowohl den Schmutz als auch die Erschöpfung von ihr spülte zu baden und sich an den angebotenen Speisen der Feen satt zu essen und sie wünschte sich für immer, oder wenigstens einige Wochen hier bleiben zu können, aber zugleich wußte sie, daß sie dieses Paradies sehr bald wieder verlassen und ihre Suche fortsetzen mußte. Von den Feen erfuhren sie, daß sie in einem großen Kreis um den Berg herum gewandert waren und weiter darum herum gelaufen wären, wenn sie nicht Mahni getroffen hätten Während sie badeten und aßen beratschlagten die Feen, wie sie ihnen helfen konnten. Gegen Nachmittag kamen sie wieder zu ihnen. Wir haben beschlossen, euch zu helfen. Wir werden euch Lebensmittel mitgeben und Mahni wird euch zum Berg führen. Ob sie dann noch weiter mit euch kommt, wird sie selbst entscheiden, denn keiner kann einer Fee befehlen, zu Sosterat zu gehen.", sagte Hulia, die weise Mutter der Feen. Obwohl sie sehr alt und weise war, sah sie doch nicht älter aus, als die 17 jährige Lena, aber in ihren Augen stand die Erinnerung an viele Jahre und andere Zeiten. Soto machte ein Gesicht, als habe man ihm gesagt, er müsse sich mit den Zähnen durch den Berg beißen. Obwohl sie ihn freundlich empfangen und

bewirtet hatten, war ihm die Gesellschaft der Feen nicht angenehm, zumal er ein schlechtes Gewissen wegen Mahni hatte. Aber trotzdem war er wie alle anderen wesentlich erleichtert über die Hilfe der Feen.

 

Erholt und gestärkt machten sie sich am späten Nachmittag auf den Weg und tatsächlich, der Berg

kam näher. Das Wetter schien ihnen freundlich gesinnt, anscheinend hatte Sosterat ihr Kommen noch nicht bemerkt. Die Windfee tanzte in einem leichten Wind und Soto sprang wieder in gewohnter Manie um sie herum und es sah so aus, als würden die beiden einen ungewöhnlichen, zufälligen und doch harmonischen Tanz tanzen. Die untergehende Sonne tauchte alles in ein mildes, rotes Licht, so daß selbst der Berg weniger bedrohlich wirkte. Nach einigen Stunden Wanderung, als die letzten Strahlen der Sonne verschwanden, erreichten sie den Fuß des Berges. Dunkel und furchteinflößend stand der Gipfel über

ihnen. Sie wollten in der Dunkelheit keinen Aufstieg wagen und so verbrachten sie die Nacht im düsteren Schatten des Berges.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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